135
Hauptstadt ist das feste Arras, 26,000 E. Bekannter sind Calais als
Üeberfahrtsort nach England (Telegraph nach Dover) und Boulogne (36,500
Einw.) als Seebad. Von Calais kann man bei Hellem Wetter die englische
Küste erblicken. Lille oder Ryssel (133,000 E.) ist eine sehr bedeutende
Festung, von welcher östlich Valenciennes, 25,000 Einw., und westlich am
Meere Dünkirchen, 32,300 E., liegen.
4. Die Champagne
erzeugt auf ihrem Kalk- und Kreideboden jenen weltberühmten Wein, der
echt und unecht in der ganzen Welt getrunken wird. Chalons, Epernay und
Reims sind die 3 Haupthandelsplätze für Champagner. Bei Chalons für
Marne ward 451 der Hunnenkönig Attila auf den katalaunischen Feldern
geschlagen. In Reims wurde Chlodwig, „der allerchristlichste König", getauft
(496); das heilige Oelfläschchen ist zertrümmert. In Samte Menehould
ward Ludwig Xvi. vom Postmeister Drouet erkannt, in Varennes angebal-
ten und nach Paris zurückgebracht. Trotzes an der Seine, 35,000 E., ist
nach Reims (56,000 E.) die bedeutendste Stadt der Champagne.
5. Lothringen
war früher deutsches Land. Franz von Lothringen, der Gemahl der Kaiserin
Maria Theresia, trat 1735 sein Land an Frankreich ab, und erhielt dafür
Toskana. Die Hauptstadt Nancy (50,000 E.), wo Karl der Kühne von
Burgund im Kampfe gegen die Eidgenossen unter Hans Waldmann erlag
(1477). Festung Metz an der Mosel, 58,000 E. Metz, Toul und Ver-
dun, wo 843 die fränkische Monarchie in Frankreich, Lothringen und Deutsch-
land getheilt wurde, waren deutsche Bisthümer und freie Reichsstädte. In
Domremy, südlich von Verdun, ward Johanna d'arc, die Jungfrau von
Orleans, geboren.
6. Der Elsaß,
zum Gebiete der mittelrheinischen Tiefebene und der Vogesen gehörig, war
ehedem eine deutsche Provinz, und noch jetzt reden die Landgemeinden deutsch.
Hauptstadt ist Straßburg an der Iii (83,000 E.), Festung und Universität.
Die größte Sehenswürdigkeit ist der 430' hohe Münster von Meister Erwin
von Steinbach. Colmar (23,000 E.) und Mühlhausen (46.500 E.), an
der elsässischen Eisenbahn gelegen, welche Basel mit Straßburg verbindet,
stnd bedeutende Fabrikorte.
7. Franche Comts
oder die Freigrasschaft Burgund bildete ehedem einen Theil des Königreichs
Burgund, welches seit 1030 zum deutschen Reich kam. Hauptort ist
Besan^on am Doubs (47,000 E.). Festung und Fabriken. In Montbelliard
oder Mömpelgard hat sicb die deutsche Sprache erhalten.
TM Hauptwörter (50): [T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier]]
Extrahierte Personennamen: Attila Chlodwig Ludwig_Xvi Ludwig Franz_von_Lothringen Franz Maria_Theresia Maria Theresia Nancy Karl_der_Kühne_von
Burgund Karl Hans_Waldmann Metz Metz Johanna_d'arc Erwin
von_Steinbach
Extrahierte Ortsnamen: Arras England Dover Boulogne Lille Valenciennes Reims Reims Samte_Menehould Varennes Paris Reims Lothringen Frankreich Frankreich Lothringen Domremy Verdun Colmar Basel Burgund Burgund Montbelliard Mömpelgard
76
B. Zur Länderkunde,
Von den vier Städtereihen im Rheinbecken — zwei dicht am Rheinufer und
zwei längs der Bergstraßen am Fuße der Gebirge — enthalten die Uferreihen in:
oberen Teile wenige und meist unbedeutende Orte. Hier ist außer Hüningen nur
Alt-Breisach am Kaiserstuhl zu nennen, in alten Zeiten Festung, der „Schlüssel
des Deutschen Reiches", der die breit und bequem ins französische Rhonetal hinab-
führende trouee de Beifort verwahren sollte; jetzt hat es dieses Amt an Neu-Brei-
sach abgegeben.
Eine größere Zahl ansehnlicher Städte aus älterer und ueuerer Zeit liegt mehr
am Fuße der Gebirge. Auf der Ostseite liegt Frei bürg in der Mitte eines durch
Schönheit und Fruchtbarkeit ausgezeichneten Busens der Rheinebene, den anmutige
Berge umschließen, am Ausgange des Treisamtales, das durch die malerisch zer-
klüsteteu Felswände des Höllentales in das Tal der Wutach und weiterhin zur Donau
führt. Zur Vermittlung des Donau- und Rheiuverkehrs ist der Hauptort des ehe-
maligen Breisgaues sehr vorteilhaft gelegen; jetzt ist es Sitz eines Erzbischoss und
besuchte Universität, mit mehr als 60 000 Einwohnern der wichtigste Ort im süd-
lichen Teile des Großherzogtums Baden. Baden-Baden, von frühzeitiger Be-
dentung durch die Entdeckung seiner kräftigen Heilquellen, ist wegen der Anmut seines
üppigen Tals einer der meistbesuchten Knrorte Deutschlands; die herrlichen Eichen,
Platanen, Buchen und Ulmen, die dunklen Tannenberge, die gewaltigen Felsmassen
und herrlichen Gebäude geben ein prachtvolles Landschastsbild, auf das die Trümmer
des badischen Stammschlosses schwermütig niederschauen. Rastatt war früher als
Festung berufen, die Rheinebene an der Stelle zu sperreu, wo das Gebirge dem
Rhein am nächsten tritt. Karlsruhe, im Anfange des achtzehnten Jahrhunderts
durch den Willen eines die Einsamkeit liebenden Fürsten ins Dasein gerufen, ist jetzt
als Industriestadt emporgekommen und durch eine Technische Hochschule und eine
Malerakademie eine Pflegestätte für Kunst und Wissenschaft. Auf der Westseite, wo
die Iii die Richtung der Städtereihe bestimmen half, liegt im Sundgau die ehemalige
freie Reichsstadt Mülhausen, einst in Blüte durch den Verkehr aus der alten Handels-
straße, die sich von Besancon in Burgund nach dem Rhein hinzog und somit die Hau-
delsstädte au der Rhone und dem Mittelmeere mit den rheinischen Märkten Mainz
und Köln verknüpfte, jetzt mit 90 000 Einwohnern ein Hauptsitz der Weberei und Spin-
nerei. Einen schönen Aufschwung nahmen auch seit ihrer Eingliederung in das Mutter-
reich die alte freie Reichsstadt Kol mar, jetzt die Hauptstadt vom Oberelsaß und be-
rühmt durch ihre Baumwollspiuuereien und mechauischen Werkstätten, und die
gleichfalls ehemalige Reichsstadt Schlettstadt.
Weiter abwärts, wo der Rhein nicht mehr so wild ist, erheben sich altangesehene
oder jetzt wichtige Städte nahe am Ufer. Schon Straß bürg neigt sich ihm zu.
Weiterhin finden wir in der Nähe des Stromes die Festung Ger Mersheim mit
ihrem den Rheinübergang schützenden Brückenkopfe, jetzt Wassenplatz zweiter Linie
hinter Metz und Straßburg. Das hochberühmte Speyer, eine der ältesten Städte
Deutschlands, war im Mittelalter mit Worms Wiege des deutschen Bürgertums und
Stammsitz der Fürsten ans den rheinfränkischen Konradinern, eine blühende freie
Reichsstadt; die „Totenstadt des Reichs" ziert der erhabene Kaiserdom, eine Zierde
des Vaterlandes durch die alte deutsche Kunst, von der er mit seiner edlen Einfach-
heit, Großartigkeit und dem innigen Gleichmaße der Formen Zeugnis gibt, ehr-
würdig durch die Geschicke des Vaterlandes, die dort auf acht Kaisergräbern ver-
zeichnet sind, bedeutend durch die ueue deutsche Kunst, durch die er unter der Für-
sorge des kuustliebenden Königs Ludwig I. vou Bayern eine der prächtigsten Kirchen,
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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84
B. Zur Länderkunde.
Germanen. Unter Drusus wurde es ein Hauptstützpunkt für ihre Kriegszüge gegen die
streitbaren und tapferen Stämme der Kelten und seitdem überhaupt einer ihrer vor-
nehmsten befestigten Waffenplätze am Rhein, der Hauptschlüssel zu Germanien und
die Metropole des römischen Obergermanien; von hier erstreckten sich am Rhein
hinab bis zum batavischeu Deltalande Kastelle, die zum Teil die Gruudlage der späteren
deutschen Rheinstädte wurden.
Nachher, als am Rhein die römische Herrschast zusammenbrach, als die Germanen
ihre Eroberungen auf das linke Ufer ausdehnten, als dadurch das Tal des Rheins
selbst mehr in die Mitte von Deutschland zu liegen kam, konnte Mainz natürlich nicht
die frühere Wichtigkeit als Festung haben und tritt in dieser Eigenschaft für lauge
Zeit in der Geschichte zurück. Dagegen ersah man mehr und mehr die Vorteile der
Lage für Verkehr, Haudel und bequeme Verbindung mit dem inneren Deutschland.
Mainz erhob sich allmählich zu eiuer freien Reichsstadt, bereit Bürgerschaft lebhafte
Schiffahrt und Handel trieb; früher noch wurde es, ebeuso wie die anderen Haupt-
orte der Römer, zu einer kirchlichen Hauptstadt, deren Sprengel beinahe halb Deutsch-
laud umfaßte. Es bezeichnete die Mitte des klassischen Bodens von Deutschland im
Mittelalter und wurde damals das „goldene Mainz", gerade wie die Stadt Rom
mit diesen: ehrenden Titel als Haupt der Christenheit und erste Stadt Italiens aus-
gezeichuet wurde.
In neuerer Zeit, als die Franzosen auch in jenen Gegenden die Grenzen ihres
Reiches dem Rhein näherten, mußte Mainz für sie eine erhöhte Wichtigkeit als fester
Platz erhalten, denn von hier aus konnte der Übergang in die Mitte Deutschlands
gesichert werden, von hier ans zogen Heerstraßen nach allen Richtungen in das Land
hinein. Daher tat besonders Napoleon I. viel für die Befestigung von Mainz und
beabsichtigte noch Größeres. Nach seinen: Sturze wurde denn auch eine noch stärkere
Befestigung durch die deutschen Regierungen begonnen und nach den Kriegen 1866
und 1876 bedeutend erweitert, da die außerordentliche Wichtigkeit der militärischen
Lage der Stadt, die im Jahre 1814 deutsche Bundessestuug geworden war, bei den
wiederholten Erörterungen drüber anerkannt wurde.
Ist nun auch Mainz seit der Zurückeroberung Lothringens von der deutschen
Grenze weit weggerückt und in die zweite Linie der unseren Westen verteidigenden
Bollwerke eingetreten, so hat es doch keineswegs von seiner Bedeutung als Festung
und Waffenplatz eingebüßt. Es bietet gegenwärtig, nachdem ebenso wie in Metz,
Koblenz und anderen Orten die Stadtwälle gefallen sind, außer seinem militärischen
Treiben den Anblick einer von lebhaftem Schiffs-, Handels- und gewerblichem Ver-
kehre belebten Stadt.
Solche Unterstützung durch ihre Lage erhielt diese haudel- und wandelreiche
Stadt, der Sitz des gewaltigen Winsried-Bonisatius, in der einst Arnold Walpod im
Rate saß, Frauenlob sang, und von der Gutenbergs große Erfindung ausging. In
ihr, kann man sagen, reden noch Mauern und Steine von der Lieblingsstadt des
großen Drusus, von den römischen Legionen und deu heranstürmenden Barbaren,
von den kaiserkürenden geistlichen Fürsten und dem Aussteigen und Sinken städtischer
Freiheit, von den republikanischen Ohnehosen, als hier die Marseillaise und das Qa ira
der Freiheitskrieger Eustiues erscholl, endlich von den stürmischen Zeiten, als hier das
Rhein- und das Heckerlied in Begeisterung erklang. Welchen Wandel der Tinge hat
dies bedeutungsvolle Stück deutscher Erde erlebt, wo läugs des breitsluteuden Stromes
die vieltürmige Stadt mit ihrem majestätischen Dome und mit ihren weit vorge-
schobenen Festungswerken emporsteigt, eingesaßt ringsum vou saftgrüner Landschaft!
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
Die christliche Kirche des Abendlandes.
289
dahin berufen, um für die Organisation der neuen Kirche Instruction und
päpstliche Vollmacht zu empfangen. Auf der Rückreise von Herzog Odilo
739 nach Baiern eingeladen, ordnete er auf einer Synode die Verhältnisse der
dortigen Kirche, indem er den vom Papst selbst geweihten Bischof von Pass au
bestätigte und die Äbte von Salzburg, Freisingen und Regensburg
zu wirklichen Bischöfen erhob. Gleichwol war damit diese Kirche dem Papst
nicht völlig untertan. Wie Bonifacius schon 735 einen Ketzer zu bekämpfen
gehabt hatteh, so erhob der Brite Virgilius, welcher 744 zweiter Bischof
zu Salzburg wurde und zuerst für die Mission unter den Slawen in bedeu-
tender Weise wirkte, Widerspruch dagegen-) und erst mit der strengen Ab-
hängigkeit des Landes von den Franken gewann die katholische Kirche die
Oberhand H. Bei Karl Martell fand Bonifacius für seine Absichten
nicht die Unterstützung, welche ihm erst Pipin, wol erkennend wie das
Christentum die Einfügung der deutschen Völker in dasfrankenreich und somit
dessen Weltherschaft möglich mache, zwar nicht in unmittelbarer Teilnahme
und Förderung, gewärte. 742 wurden auf einer Kirchenversammlung,
welche, weil man ihren Ort nicht weiß, die deutsche genannt wird, für die
neu gewonnene Kirche vier Bistümer erichtet: Eichstädt für den bairischen
Nordgau, Erfurt für Thüringen, Würz bürg für Franken, Büruburg
(bei Fritzlar) für Hessens, zugleich aber auch beschlossen dem heiligen Petrus
und seinem Nachfolger untertan zu sein, für die Metropoliten das Pallium von
dem Stuhl Petri nachzuholen und in allen Stücken den Vorschriften desselben
Folge zu leisten, wie es recht und billig ift5). Die Einrichtung jährlicher
Provinzialsynoden wirkte auf das trefflichste für Erhaltung einheitlicher
Lehre, Zucht und Verwaltung und sicherte der Kirche ebenso ihre Freiheit
gegenüber der weltlichen Gewalt, wie die Macht über die Gemüter. Was
wirkt gewaltiger als das Beispiel? Mit dem heißen Wunsch nach gleicher
innerer Tüchtigkeit schauten die westlichen deutschen Kirchen auf das, was im
Osten durch Bonifacius geschehn war. Und als nun Erzbischof Gewinlieb
von Mainz 745 durch eine Synode von seinem Sitz, dessen er sich unwürdig
gemacht, zu weichen gezwungen war, wen anders hätte man für diesen er-
küren können, als ihn, der so Großes gewirkt? Gern übernahm er, gern
bestätigte ihm der Papst das Erzbistum und es wurden ihm nicht allein die
alemannischen Bistümer (Straßburg, Basel, Costnitz, Chur und
Augsburg), sondern auch die austrasischen (Worms, Speier und Ut-
recht), für einige Zeit selbst das Erzbistum Cöln nebst Tongern unter-
geordnet. In einem weitern Kreis wurden denn jene Einrichtungen eingeführt
und sogar nach Neustrien erstreckte sich die Anregung. Auch hier traten die
Metropolitanverbände wieder ins Leben und weckten die Geistlichkeit aus ihrem
Verfall zu neuem Leben. An Pipins Krönung hat Bonifacius gewis einen,
aber keinen hervorragenden Anteil genommen. Mag man ihm kleinliche
Engherzigkeit in seiner Unterwürfigkeit unter Rom und in seiner unermüd-
lichen und rücksichtslosen Bekämpfung der Jrrlehrer, der Briten Virgilius 6)
und Clemens und des Franken Adalbert, schuld geben, man vergesse nur
nicht, daß er auch dem Papst Widerspruch cntgegenzusetzen im Stande war, * 4
1) Büding. I S. 97. — 2) Büd. I S. 101 f. — 3) Büd. I S. 107. —
4) Büraburg und Erfurt wurden später mit Mainz vereinigt. — 5) Giesebr. Gesch.
des d. Kaiserr. I 1 S. 97. Baur d. Kirche des Mittel. S. 10 Amn. 1. — 6) Bo-
nifacius bekämpfte feine Behauptung quod alias muudus et alii homines sub terras
sint. Daß die Iren frühzeitig Kenntnis von transatlantifchen Ländern hatten, s.
Humboldt Kosmos ll S. 273.
Di et sch, Lehrbuch d. Geschichte. 11. Bd. 1. Abth. 2. Ausl.
19
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
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Extrahierte Personennamen: Odilo Bonifacius Virgilius Karl_Martell Karl Bonifacius Bonifacius Clemens Humboldt_Kosmos
Extrahierte Ortsnamen: Baiern Salzburg Salzburg Erfurt Büruburg Fritzlar Hessens Bonifacius Mainz Basel Costnitz Chur Worms Rom Büraburg Erfurt Mainz
45 —
Die Niederlage, welche das französische Heer hei Duttlingen
1643 erlitten hatte, machte Turenne 1644 durch den Sieg bei
Freiburg im Breisgau wieder gut. Bei Mergentheim 1645 geschla-
gen, siegte er bei Allersheim wieder, vereinigte sich mit den
Schweden unter Wr an gel und belagerte 1646 Augsburg. Maxi-
milian von Baiern gieng nun zwar 1647 den Waffenstillstand
zu Ulm ein, kündigte aber denselben 1648, worauf Turenne und
Wrangel wieder fast ganz Baiern besetzten.
Der schwedische General Königs mark hatte die Kleinseite
von Prag bereits eingenommen, als die Kunde vom Frieden erscholl.
Der westfälische Frieden 1648.
§ 49. Die in Folge des Reichstags zu Regensburg (§ 48) ein-
geleiteten Unterhandlungen wurden zu Münster und Osna-
brück geführt, ermangelten aber lange Zeit jedes Resultats, weil
die fortdauernden Kriegsereignisse auf sie Einfluß übten, bis end-
lich, hauptsächlich durch des kaiserlichen Gesandten von Traut-
mannsdorf Bemühungen, am 24. Oct. 1648 der Abschluß erfolgte.
A. In kirchlicher Hinsicht wurde die Freiheit der Religions-
übung und Rechtsgleichheit auch den Reformierten gewärt und
für den Besitz der geistlichen Güter der Stand im Jahr 1624 als
Norm angenommen [dadurch blieb die Gegenreformation in Böhmen
unangetastet]. B. Rücksichtlich der äußern politischen An-
gelegenheiten wurden I) die Niederlande und die Schweiz
vom deutschen Reiche unabhängig. Ii) Entschädigungen er-
hielten: l) Frankreich die österreichischen Besitzungen im
Elsaß ohne Reichsstandschaft. 2) Schweden V orpommern nebst
Rügen, einen Teil von Hinterpommern, Wismar, Bremen und
Yerden, als Reichsstand und 5 Mill. Thlr. 3) Kurbrandenburg
Magdeburg, Halberstadt, Minden und Kamin und den größten
Teil von Hinterpommern. 4) Mecklenburg die Bistümer Schwe-
rin und Ratzeburg und einige Güter der Johanniter. 5) Braun-
schweig-Lüneburg den abwechselnden Besitz von Osnabrück
und einige Klöster. 6) Hessen-Kassel Hersfeld, vier Aemter
von Schaumburg und 60000 Thlr. 7) Kur-Sachsenund Baiern
erhielten das im Frieden zu Prag und 1629 gewonnene bestätigt.
8) Alle warend des Krieges eingezogne Güter wurden zurückge-
stellt und deshalb erhielt Karl Ludwig, Friedrichs V S., die
achte Kur, die Unterpfalz und das Rückfalls-Anrecht für die
Oberpfalz. C. Im Innern ward den deutschen Fürsten das Ho-
heits- und Stimm-Recht bestätigt, zugleich aber die Befugnis ein-
geräumt, nicht nur unter sich, sondern auch mit Fremden Bünd-
nisse beliebig abzuschließen, sofern sie nur nicht wider Kaiser
und Reich, den allgemeinen Landfrieden und speciell den gegen-
wärtig geschloßnen seien.
Die Nichtanerkennung des Friedens durch den Papst blieb
unberücksichtigt, der Krieg zwischen Spanien und Frankreich
unberührt.
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Osnabrück Karl_Ludwig Karl Ludwig Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Freiburg Mergentheim Allersheim Baiern Baiern Prag Regensburg Niederlande Frankreich Schweden Hinterpommern Wismar Bremen Kurbrandenburg
Magdeburg Halberstadt Minden Hinterpommern Ratzeburg Hessen-Kassel Schaumburg Baiern Friedrichs Spanien Frankreich
Schlacht bei Sennef 1674 dem überlegnen Gegner gegenüber im
Felde, aber Ruyter starb (1676). Am Rhein siegte zwar Tü-
re nne (Sinzheim und Enzisheim) über den kaiserlichen Feldherrn
Montecuculi, aber nach jenes Tod (1675 bei Saßbach) hielt
der letztere Condé das Gleichgewicht. Bei den Friedensunter-
handlungen zu Nimwegen schloß schlau Ludwig 1679 lauter
Separatfrieden. Spanien trat die Franche comté und 12 nieder-
ländische Städte, Deutschland Freiburg im Breisgau und Hünin-
gen ab, dagegen erhielt Holland Mastricht zurück. Karl von
Lothringen verschmähte es sein Land unter der Bedingung, eine
französische Heerstraße und Besatzung in seiner Hauptstadt zu-
laßen zu müßen, zurückzunehmen. Brandenburg, dem Ludwig
Schweden auf den Hals gehetzt hatte, schloß zu St. Germain
en Laye, das mit ihm verbündete Dänemark zu Fontaine-
bleau Frieden (s. § 67).
§ 63- Die Reunionen. Um zu untersuchen, was einmal
zu den abgetretnen Landschaften gehört habe, setzte Ludwig Xiv
sogenannte Reunionskammern nieder und nahm sofort das
von ihnen ihm zugesprochne weg, so durch Verrat 1681 Straß-
bürg (schon 1679 hatte die Reichsritterschaft des Elsaß ihm hul-
digen müßen). Zwar brachte Wilhelm Iii 1683 ein Bündnis des
durch die Türken nicht ohne Frankreichs Einfluß bedrängten
Kaisers, Spaniens und Schwedens mit den Niederlanden zu Haag
zu stände, allein man schloß 1684 den 20j. Waffenstillstand
zu Regensburg, der Frankreich das meiste ließ.
Die türkischen Seeräuberstaaten ließ Ludwig, Algier 1682,
83 u. 88, Tripolis 1685 durch Bombardements züchtigen.
Genua ward wegen seiner Verbindung mit Spanien 1684
bombardiert.
Verfolgung der Protestanten. Obgleich mit dem Papst
mehrmals in Streit (1661. 1662. 1682 die4artikel der gallicanischen
Kirche; erst 1693 Ausgleichung), schloß sich doch Ludwig, ge-
leitet besonders durch seine frömmelnde Gattin morganatischer
Ehe, Frau von Maintenon, Louvois und den Beichtvater
le Tellier, entschieden den Bestrebungen der Jesuiten an
(Verfolgung der Jansenisten § 81. Missionscollegium in Paris
1663). 1681 befahl er Gewaltmaßregeln gegen die Protestanten
(les dragonades) und 1685 hob er das Edikt von Nantes auf.
50000 Familien verließen das Land und vermehrten Hollands und
Brandenburgs Industrie und Wolstand. Trotz des Drucks blieben
aber viele zurückgebliebne ihrem Glauben treu.
§64. Der dritte Raubkrieg, 1688—97, ward vorbereitet
durch Einmischung in deutsche Angelegenheiten, angestachelt
von Louvois und 1689 mit der V er w an dl un g der Pfalz in
eine Einöde begonnen. Zu Wien schloßen der Kaiser, das
Reich, Spanien, Holland und England und Savoyen ein Bündnis.
Ueber den Krieg in Irland und zur See s. § 58. In den Nieder-
landen siegte zwar Luxemburg bei Fleurus (1690), Steenkerken
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Karl_von
Lothringen Karl Ludwig
Schweden Ludwig Germain Ludwig_Xiv Ludwig Wilhelm Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig von_Maintenon Tellier Louvois
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Sinzheim Enzisheim Saßbach Nimwegen Spanien Deutschland_Freiburg Holland Brandenburg Frankreichs Spaniens Schwedens Frankreich Algier Tripolis Genua Spanien Paris Nantes Hollands Brandenburgs Wien Spanien Holland England Irland Nieder- Luxemburg
203
2. und 3. 1793 und 95. Neuostpreußen, Südpreußen (Warschau), Neuschlesien,
Thorn und Danzig; durch den Frieden zu Lüneville 1801 und den Reichsdepu-
tationshauptschluß von 1803 wurde es durch Erfurt, d. Eichsfeld, Mühlhausen,
Nordhausen, Hildesheim, Goslar, Paderborn, Münster, Quedlinburg re. aus
5744 Qm. vergrößert, verlor aber durch den Tilsiter Frieden 1807 alle pol-
nischen und alle Gebiete auf dem l. Elbufer. 1815 erhielt es zwar das meiste
zurück, aber von Polen nur Posen und Danzig und neu dazu Schwedisch-Vor-
pommern nebst Rügen, 3/5 des K. Sachsen, Kurköln, und Kurtrier. Gebiete u. a.
1850 kamen die beiden Hohenzollern durch Verzichtleistung der Fürsten an
Preußen, 1855 ein kleines Gebiet am Jahdebusen durch Kauf, ebenso das den
Dänen entrissene Lauenburg 1865. Die neuesten Erwerbungen s. §. 325.
§. 333. B. Staatskultur.
Nicht ganz die Hälfte v. Pr. ist Ackerland; im W ist der Ackerbau zu-
rück, am ergibigsten ist er in d. Prov. Preußen, in den Werdern und Brüchen;
patriarchal. Bauernthum in Westfalen; vorzügl. Pferdezucht in d. Prov.
Preußen und Hannover, Rindviehzucht in Holstein. Im übrigen ist Pr. einer
der bedeutendsten Fabrik- und Manufacturstaaten Europas; am weitesten ent-
wickelt ist die Industrie in der Rheinprovinz (Baumwolle, Tuch und Seide),
in Westfalen (Metallwaaren und Leinenfabrikat., letztere auch in Schlesien),
in Sachsen (Rübenzucker) und in Brandenburg. — Land- und Seehandel
sind von großer Bedeutung. — Die geistige Kultur genießt der sorgsamsten
Pflege, zahlreiche Unterrichtsanstalten aller Art (9 vollständ. Universitäten,
3 nur für kathol. Theologen in Münster, Paderborn, Braunsberg); die Aka-
demie der Wissenschaften und die Akad. der Künste in Berlin. Die Einw.
rühmen sich einer hohen und weit verbreiteten Intelligenz, die der slaw. Land-
schaften sind jedoch gegen die andern zurück, am weitesten Wohl die Masuren;
wo Deutsche und Slawen neben einander wohnen, zeigt schon das Äußere der
Wohnungen einen auffallenden Unterschied zu Gunsten der Deutschen.
§. 334. C. Staatseinrichtungen.
Preußen ist seit 1848 ein constitutioneller Staat; K. Wilhelm I.; Her-
renhaus und Abgeordnetenhaus; Provinziallandtage. Dem Umfang nach ist
es die 4. unter den 6 Großmächten, sein Landheer beträgt in der Kriegsstärke
gegen 750000 M. (Landwehr), die Seemacht ist erst im Entstehen. — Ein-
teilung in 11 Provinzen, von denen die 8 alten in 26 Regierungsbezirke
und 337 Kreise zerfallen.
§. 335. D. Topographie.
l) Preußen an der Ostsee, Njemen und Weichsel mit 4 Reg.-Bez.: a) Königs-
berg*, *) 101000®. in Ostpreußen, v. deutschen Orden zu K. Ottokars v. Böbmeu Ehren
benannt; Krönung 1701 und 1861; Univ. (Kant); Handel und Fabriken; Festung mit
Pillau am Neuen Tief; Friedland und Pr. Eylau, Schlachten '1807; Braunsberg
loooo E. in Ermeland; Memel 17600® ; Nimmersatt, nördlichster Ort Preußens; —
ß) Gumbinnen* und Tilsit (16000 E., Friede 1807), in Pr. Litthaueu; — y) Danzig
-i-
bezirke.
) Die mit * bezeichneteu Städte sind Hauptstädte gleichnamiger Verwaltungs-
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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Die Kirche des Abendlands seit Karls des Gr. Tod.
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grafen Herigar, daß er auf feinem Eigen die erste Kirche erbaute. Da
nun gleichzeitig mit der Heimkehr 831 mit Horich I. von Dänemark ein
Dauer versprechender Frieden errichtet war, wurde Anskar mit Zustimmung des
Papstes zum Erzbischof von Hamburg geweiht und ihm die Abtei Thon-
rout in Flandern zur Ausstattung gegeben. Für Schweden ward Gauzbert
(Simon) Bischof unter Ausstattung mit der Celle Welnau H. Die Zerwürf-
nisse zwischen Dänen und Franken beschränkten und hinderten Anskars
Wirken so, daß er sich wol mit der Arbeit an den Slawen Nordalbingiens
begnügen mufte2). Kaum war 839 mit Horich I der Friede wieder befestigt,
so entzog ihm Karl d. K. Thourout, wodurch er in solche Armut geriet, daß
er die meisten seiner Gehülfen entlaßen muffe3 *). Er harrte indes aus und
auch die Zerstörung Hamburgs 845 (§ 92, 4) schreckte ihn nicht von seinem
Werke zurück. Und die Achtung, welche seine Persönlichkeit dem Dänen-
könig einflößte, trug wesentlich zur Wiederherstellung und Erhaltung des
Friedens bei. Die Erlaubnis in dem großen Handelsplatz Sliaswich
(Schleswig) eine Kirche zu gründen, legte den ersten fruchtbaren Keim auf
von Dänen beseßnem Bodeio). * -
9. Die ostfränkische Kirche erkannte die Notwendigkeit dem Hamburger
Erzbistum durch eine beßere Ausstattung die Erfüllung seiner großen und
schwierigen Aufgabe zu erleichtern. Aus Vorschlag Ludwigs des Baiern
beschloß 847 die Synode zu Mainz das erledigte Bistum Bremen mit
ihm zu vereinigen (Erzbistum Hamburg-Bremen). Zwar verschob
sich die völlige Ausführung bis 8645), aber Anskar gewann doch in Folge
davon in Dänemark solchen Fortgang, daß er sich Schwedens wieder thätig
annehmen konnte. Mutig hatte Gauzbert dort in Sigtuna, der nächsten
Stadt von Birka, eine Kirche gegründet, allein ein zusammengerotteter Volks-
hause zerstörte Alles und nötigte ihn in die Heimat zu fliehen, wo er das Bis-
tum Osnabrück annahm. Obgleich sieben Jahre lang kein Priester in Schweden
war, verharrten doch trotz Spottes und Verfolgung Herigar und eine
fromme Frau Frideburg treu bei dem Glauben und Wirkungen ihres
Gebets flößten dem Volk Scheu und Achtung vor Christo ein^). Der Ein-
siedler Ardgar, den Anskar nach Schweden zu gehen bewogen hatte, stand
tröstend an ihren Sterbebetten und Biörns Nachfolger Amund (Emundr)
1) Die Celle Welnan gilt für das heutige Miiusterdorf bei Itzehoe. Sehr
treffend macht Dümmler auf die Verschiedenheit zwischen dieser und den sonstigen
fränkischen Missionsstiftnngen aufmerksam: dort reiche Ausstattung, hier winzige
und dürftige; dort hat das Schwert vorgearbeitet und schwebt Gehorsam erzwingend
zur Seite, hier hat der weite Sprengel nur eine wilde, ungefüge, allem was frän-
kisch heißt feindselige Bevölkerung. Um so größer Anskars Ruhm. — 2) Dümml.
S. 267. — 3) Der schändliche Raginar machte aus den in Thourout erzognen
dänischen und slawischen Knaben Bediente. — 4) Dümml. S. 338. —- 5) Die
Marsch - und Moorlande an den Elbufern, welche dem Erzbistmn Hamburg bei
seiner Gründung überwiesen worden waren, hatten vorher den Bistümern Bremen
und Verden gehört. Bei der Vereinigung mit Bremen glaubte man dem letztern
seinen frühern Besitz znrückgeben zu müßen, da aber damit Hamburg selbst demselben
zngefallen wäre, traf man 848 den Ausweg, daß dieser Teil gegen ein Stück des
Bistums Bremen ausgetauscht ward (Dümml. L>. 309 f.). Die Verzögerung trat
ein durch die Weigerung des Erzbischofs von Köln, Bremen aus seinem Sprengel
zu entlaßen. Erst 862 fügte er sich unter Vorbehalt der päpstlichen Genehmigung
(Dümml. S. 472) und 864 erteilte Nicolaus dieselbe (Dümml. S. 524 s.). Über
spätere Verhandlungen wegen Bremens s. Dümml. Ii S. 401 — 405. Durch den
Papst Sergius wurde 904 zu Gunsten Bremens entschieden und es blieb um so mehr
dabei, als der Erzb. von Köln mit Lothringen sich bald Frankreich zuwandte.
Dümml. H S. 598. — 6) Dümml. S. 356.
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Extrahierte Personennamen: Karls Horich_I._von_Dänemark Simon) Karl_d Karl K._Thourout Ludwigs Schwedens Birka Frideburg Christo Nicolaus Sergius
Otto I der Große 930 — 973.
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Da hört er, daß Heinrich wieder bei Giselbrecht ist und dieser durch geleistete
Huldigung sich den Beistand des westfränkischen Königs Ludwigs) gewonnen
hat. Schnell bricht er nach Lothringen auf. Ludwig zieht sich von den Grenzen
zurück, zumal die Gegner in seinem eignen Reich sich erheben. Im Grafen
Jmmo gewinnt Otto einen bedeutenden Vertreter seiner Sache für Lothringen,
aber als er Giselbrecht im unzugänglichen Felsennest Chevremont an der Maas,
eingeschloßen hat, rufen ihn dringende Nachrichten nach Sachsen gegen die
Wenden. Da ward der Aufstand mächtiger und gefährlicher. Ludwig fiel,
nachdem er zu Verdun der lothringischen Bischöfe Huldigung empfangen, ins
Elsaß ein. Jetzt erst erhob Eberhard von Franken die Fahne der
Empörung, besetzte Breisach und vereinte sich mit Giselbrecht in Lothringen.
Als Otto zum drittenmal in diesem Jahre (939) am Rhein erschien, erbot
sich Erzbischof Friedrich von Mainz, der wie viele Geistliche mit dem
Fall der Herzogtümer Vergewaltigung der Kirche durch den König besorgen zu
müßen meinte, zur Vermittlung eines Friedens und als er einen solchen zu
Stande gebracht, daß Otto, wollte er nicht die Einheit des Reichs gänzlich auf-
geben, ihn verwerfen muste, trat er offen zu den Empörern über. Als Eber-
hard und Giselbrecht dann auf das linke Rheinufer übergegangen waren,
verließen viele verzagt Otto's Heer. Er aber stand unerschüttert, nichts
vergab er seiner Würde und seinem Recht und sein Gottvertrauen gewann
schneller, als jemand gedacht, Bewärung. Udo und Konrad Kurzpold (ob. 3)
erfuhren, daß die beiden Herzöge, nachdem sie ihr Heer mit der Beute
über den Strom zurückgesandt, bei Vrisich unterhalb Andernach noch mit
geringem Gefolge am rechten Ufer verweilten. Sie überfielen jene; im
Kampfe fiel Eberhard, Giselbrecht ertrank auf der Flucht in den
Wellen. Jetzt ergab sich Breisach und kehrten allenthalben die Aufständigen
zur Pflicht zurück. Erzbischof Friedrich ward, da ihm die Bewohner die Thore
seiner Stadt verschloßen, gefangen und zur Haft nach Hamburg gebracht.
Heinrich floh nach Frankreich, wohin ihm feine Schwester, Giselbrechts Witwe,
Gerberga folgte. Durch Vermittlung von Bischöfen erlangte er des Bruders
Verzeihung, ja erhielt nach leichter Haft 940 sogar eine wichtige Verwaltung
in Lothringen-). Daß er bald aus diesem Lande den Parteien weichen muste
und nicht zurückgeführt ward, trieb ihn noch einmal nach dem zu greifen,
worum er bis jetzt vergeblich gerungen. Zn so entsetzlicher Ruchlosigkeit
verflieg er sich, daß er mit unzufriednen sächsischen Kriegern aus Gero's
Heer sich verschwor, den Bruder 941 am Osterfest zu ermorden. Und selbst
der Kirche Diener, der eben erst vom König Begnadigung empfangen hatte,
Friedrich von Mainz, wüste um die abscheuliche Absicht. Gott wachte
über Otto. Dieser erfuhr noch rechtzeitig den Plan. Das Fest nicht zu
stören, umgab er sich mit treuen Hütern und ließ erst nach der Feier die Ver-
schwornen greifen und bestrafen. Erzbisch. Friedrich kam, obgleich er sich
von der Schuld zu reinigen suchte, nach Fulda in Haft.. Heinrich war aus
dem Reich entkommen. Da von fremdem Gnadenbrod abhängig erkannte er
den Abgrund, in welchen ihn herschsüchtiger Ehrgeiz geführt. Fußfällig flehte
er Otto um Gnade an und dieser schenkte ihm das Leben, ließ ihn aber nach 1
1) Obgleich Ludwig Iv (s. § 114) der Neffe von Otto's Gemalin Editha war,
hatte Otto mit desfen Hauptgegner, Hugo von Francien, seine Schwester Hedwig
vermalt (Köpke S. 11 —13). 938 war Ludwig in Lothringen eingefallen und hatte
Breisach belagert, aber nach Unterliegen der Empörung mit Otto Frieden geschloßen.
— 2) Köpke S. 44. Daß er das Herzogtum Lothringen erhalten, nimmt mit den
Meisten Giesebr. an I S. 254.
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Extrahierte Personennamen: Otto Heinrich Heinrich Ludwigs Ludwig Ludwig Otto Ludwig Eberhard_von_Franken Otto Friedrich_von_Mainz Friedrich Otto Konrad_Kurzpold Konrad Eberhard Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Gerberga Friedrich_von_Mainz Friedrich Otto Friedrich Heinrich Heinrich Otto Ludwig_Iv Ludwig Editha Otto Hugo_von_Francien Hedwig Ludwig Ludwig Otto
Heinrich Ii 1002—1024,
155
Königs Schwäger, welche in der Gründung des Bistums (s. u.) Bamberg
ihre Hoffnungen auf reiches Erbe verkürzt sahen H. Die Brüder hatten dem
jungen Adalbero die Wahl zum Erzbischof von Trier durch das Kapitel
verschafft. Der König bestätigte nicht, weil die Jugend des Mannes, wie
sein Grundsatz, die Besetzung der Bistümer ganz in seiner Hand zu behalten,
ihn bestimmte, ernannte vielmehr einen würdigen Priester Megingaud
zu der Stelle. Gleichwol bemächtigte sich Adalbero der Stadt, befestigte sie
und hielt standhaft die Belagerung durch den König aus. Hätte diesen nicht
der Br. Heinrichs Ii über die Lage der Dinge in der Stadt getäuscht, er würde
schwerlich freien Abzug gewärt haben. Was aber geschah? Adalbero
bemächtigte sich treulos der Stadt von neuem und seine Brüder, Heinrich
von Baiern und Bischof Dietrich von Metz, fanden in Lothringen
Mittel genug, einen Ausstand zu erregen, welcher die so notwendige
Bekriegung Boleslaws so lang verzögerte und endlich zum faulen Frieden
führte. Der König eilte 1009 nach Baiern. Obgleich die Großen sich ihrem
Herzog eidlich auf drei Jahre verbindlich gemacht hatten, nicht von ihm zu
laßen, gehorchten sie doch auf dem Landtag zu Regensburg Heinrichs Ii
Gebot, und gelobten ihm Treue, indem er die Verwaltung des Herzogtums
in seine eigne Hand nahm^). Der Zug, den er sodann, selbst Liutttzen im
Heer mit sich führend, gegen Metz unternahm, brachte zwar diese Stadt nicht
in seine Gewalt, doch genügte die Einnahme von Saarbrücken und das
entschloßnc Auftreten, die Aufständigen von weitern Schritten zurückzuhalten.
Ein Reichstag zu Mainz führte noch nicht zu gütlichem Austrag, aber
es ward wenigstens ein Waffenstillstand geschloßen. Wie schändlich brachen
diesen die Empörer! Von Heinrich und Dietrich wurden die heimziehenden
Lothringer überfallen und der Herzog des obern Landes Dietrich gefangen
genommen. Und der König — keine Entschuldigung, selbst die von den
polnischen Händeln zu entnehmende nicht, vermag ihn vom Vorwurf schwacher
Nachgiebigkeit zu befrein — eilte nicht, sein so frevlerisch heransgefordertes
Strafamt zu üben3). Er bot zu Bamberg 1012 die Hand zur Sühnung,
aber Bisch. Dietrich, der feine Sache bereits an den Papst gebracht hatteh,
weigerte sich hartnäckig. Die Belagerung von Metz aufzugeben sah sich
Heinrich Ii allerdings durch den Stand der Dinge im Osten genötigt, aber erst
nachdem auf der Synode zu Koblenz (11. Nov. 1012) die Aufständigen
völlig unannehmbare Bedingungen gestellt hatten und dann ein neuer zu Mainz
angesetzter Tag durch Dietrichs von Metz Ausbleiben fruchtlos geworden
war, traf diesen die längst verdiente Strafe des Banns. Ein Ende war nicht
erzielt und dies trug nicht wenig zum Abschluß des faulen Friedens mit
Boleslaw Chrobri bei.
5. Bei der Besetzung der Herzogtümer ließ Heinrich Ii anfänglich
Gemblour (Hirsch Ii 194 f.) beweisen. Aber wenn dem Bischof Gérard von Cam-
brai nur unter der Bedingung Schutz gewärt werden kann, daß Balduin von Flan-
dern 1012 die Insel Walchcrn ju Lehen erhält (Hirsch >1.821) und wenn jener dann
durch Vermittlung Roberts von Frankreich und Odo's von Champagne ein leidliches
Abkommen mit seinem Voigt (chatellain) Walter zu suchen genötigt ist (Hirsch Ii 344),
so ist dies ein deutlich Zeichen, wie weit Heinrich Ii die deutsche Herschaft iit jenen
Gegenden schon seinen Händen hat entfallen laßen. — l) Hirsch Ii 208. f. — 2) Wenn
man auch nicht mit Gewisheit behaupten kann, der König habe Baiern nur deshalb
behalten, um durch die Zurückgabe seinen Schwager Heinrich ¿u gewinnen (Hirsch >1
213), so beweist doch die Folgezeit, wie er nicht im entferntesten gewillt war, die
Königsmacht nach Heinrichs 1 Vorgang auf den Besitz eines Herzogtums zu gründen. —
3) Hirsch Ii 311. — 4) Hirsch Ii 324.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Ii Heinrich Königs_Schwäger Heinrichs Heinrichs Adalbero Heinrich
von_Baiern Heinrich Bischof_Dietrich_von_Metz Boleslaws Heinrichs Heinrichs Metz Heinrich Heinrich Metz Heinrich_Ii Heinrich Dietrichs_von_Metz Boleslaw_Chrobri Boleslaw Heinrich_Ii Heinrich Balduin Heinrich_Ii Heinrich Heinrich_¿u Heinrich Heinrichs Heinrichs
Extrahierte Ortsnamen: Bamberg Lothringen Baiern Mainz Koblenz Mainz Frankreich